Formgedächtnistechnik - Anwendungsentwicklung

Die gesamte Wertschöpfungskette im Blick

Bei der Entwicklung von Anwendungen mit Formgedächtnislegierungen müssen neben den definierten Vorgaben des Lastenhefts und werkstofftechnischen Faktoren, wie etwa der funktionalen Ermüdung, auch Aspekte wie Toleranzketten, angestrebte Produktionsmengen und mögliche Fertigungsverfahren berücksichtigt werden. Das IWU bringt hierbei seine umfassenden Kompetenzen ein, die aus über 15 Jahren Erfahrung in der Anwendungsentwicklung von Formgedächtnislegierungen resultieren.

Forschungsschwerpunkte

Das IWU verfügt über umfassende Expertise und langjährige Erfahrung in der Entwicklung von FGL-Anwendungen für verschiedene Branchen. Dazu gehören unter anderem die Bereiche Automotive, Medizintechnik, Haushaltsgeräte, Luft- und Raumfahrt sowie Kunsthandwerk und Spielwaren. Als Systemanbieter bietet das IWU Lösungen für sämtliche Aktorbauformen und –konfigurationen an und entwickelt darüber hinaus Steuerungs- und Regelungskonzepte für deren Betrieb.

Trends

  • Miniaturisierung, da keine Skalierungseffekte vorliegen
  • Qualitativ immer hochwertigere Drahthalbzeuge führen zu größerer nutzbarer Kraft und Dehnung bei höheren Zyklenzahlen und geringere Kosten
  • Wirtschaftlichere Fertigung von FGL-Federn ermöglicht weitere Anwendungen

Referenzprojekte

 

Individualisierte Exoskelette mit FGL-Antrieb

Nach Sehnenverletzungen oder Schlaganfällen kann die Handbeweglichkeit stark eingeschränkt sein. In der Therapie kommen zunehmend Exoskelette zum Einsatz, die wie ein zweites Skelett über der Hand angebracht werden. Sie ermöglichen eine gezielte, langsame Bewegung von Handgelenk und Fingern. Für einen erfolgreichen Therapieverlauf sollte das Exoskelett individuell auf die Hand des Patienten abgestimmt sein und zentrale Anforderungen wie geringes Gewicht und kompakte Bauweise erfüllen.

 

FGL-Ladestecker

Steckverbinder für Elektrofahrzeuge sind wichtige Komponenten beim Gleichstrom-Schnellladen. Bei Ladeleistungen über 150 kW treten hier aber aufgrund hoher Kontaktwiderstände zwischen Ladekabel und Fahrzeuganschluss thermische Probleme auf. Eine Möglichkeit zur Reduzierung des Kontaktwiderstands ist die Erhöhung der Kontaktnormalkraft zwischen Kontaktbuchse und -stift bspw. mithilfe von auf FGL basierenden Aktorsystemen.

 

Kompakte Leichtbauantriebe für Quadrokopter

Antriebssysteme auf Basis von Formgedächtnislegierungen (FGL) erobern seit einigen Jahren kontinuierlich neue Anwendungsfelder. Ein aktuelles Beispiel für den Einsatz dieser Leichtbau-Aktoren ist eine Drohne, bei der die entwickelte Aktorik für eine zuverlässige Verriegelung des Batterieschlittens sorgt.

 

Bewässerungsventil auf Basis von FGL

In der kommerziellen Landwirtschaft haben sich Mikro- oder Tröpfchen-Bewässerungssysteme etabliert. Bei starkem Gefälle (z. B. im Weinbau) schwankt die abgegebene Wassermenge jedoch erheblich. Eine gleichmäßige Bewässerung ist mit diesem Prinzip daher nicht möglich. Abhilfe schafft ein Ventil auf FGL-Basis.

 

Miniaturisierte FGL-Kurzhubaktoren für Hochlastanwendungen

Drahtbasierte FGL-Aktoren sind in industriellen Anwendungen etabliert, aber auf geringe Kräfte (N-Bereich) bei kleinen Hüben (mm-Bereich) beschränkt. Es gibt auch Anforderungen für kompakte FGL-Aktoren mit höheren Kräften (kN-Bereich) bei kleinen Hüben (mm-Bereich). Im Projekt HochPerForm werden Technologien erforscht, die schnellschaltende FGL-Aktoren im Hochlast-Bereich (kN) ermöglichen.

 

Mikromechanischer Sterilisationszyklenzähler

Im Projekt »ProAuSter« arbeiten Hahn-Schickard und das Fraunhofer IWU gemeinsam an innovativen Prozesstechnologien für eine heterogene Integration von Formgedächtnislegierungen (FGL) in siliziumbasierte Mikrosysteme. Die entwickelten Technologien sollen am Beispiel eines Sterilisationszyklenzählers erprobt werden. 

 

FGL-Sensorik

Faserverbundwerkstoffe und Kunststoffe sind im Vergleich zu Stahl und Aluminium stark elastisch dehnbar. Zur Dehnungsmessung an Bauteilen aus diesen Materialien sind daher ebenso dehnbare Sensoren notwendig. Konventionelle Dehnungsmessstreifen eignen sich dafür nicht, da sie bei hohen Zyklenzahlen aufgrund von Ermüdung versagen. Elastische, einfach in Faserverbundwerkstoffe und Kunststoffe zu integrierende FGL-Sensoren sind für zyklische Messungen und mobile Anwendungen geeignet. 

 

Kunsthandwerk trifft Hightech

Die FGL-Räucherrakete, die aus der Kooperation zwischen Fraunhofer IWU und dem Seiffener Kunsthandwerker Markus Füchtner entstanden ist, nutzt die Wärme einer handelsüblichen Räucherkerze, um die Formgedächtnisfunktion zu aktivieren. Nach wenigen Minuten »sprengt« die Raketenkapsel auf. Ein verschmitzt lächelnder »Nussknacker Wilhelm« kann so der Rakete entsteigen. Dass er in einer Rakete steckt, ist kein Zufall, denn er war bereits auf der ISS.

Weitere Referenzprojekte

aus dem Bereich Formgedächtnistechnik

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