Orthesen zur reversiblen, individuellen An- und Abformung durch thermisch induzierten Phasenwechsel des Polymers
Orthesen werden in der Regel zur Ruhigstellung einzelner Gelenke oder Gelenkketten eingesetzt und sollten – um eine bestmögliche Wirkung für die Patientin oder den Patienten zu erzielen – maßgefertigt bzw. angepasst sein.
Mit dem WEAM-Verfahren lassen sich Orthesen zunächst auf die individuelle Konfektionsgröße in 2D drucken und für die individuellen Körpermaße vordimensionieren. Dank integrierter (»eingedruckter«) Heizdrähte können sie anschließend optimal an die individuelle Anatomie angepasst werden. Dazu wird der integrierte Draht über elektrischen Widerstand aufgeheizt, so dass sich der Kunststoffmantel bis zur Erweichungstemperatur erwärmt. Der Kunststoff ist dann ähnlich leicht formbar wie Knetmasse. Nach dem Abkühlen ist er wieder so steif, dass er seine vorgesehene Stützfunktion optimal erfüllen kann. Der Vorteil gegenüber vorgefertigten Standardorthesen ist die individuelle Anpassbarkeit, was auch im Verlauf der Behandlung durch eine neuerliche Erwärmung des Kunststoffs zur Anpassung auf veränderte Behandlungsrandbedingungen möglich ist.
Im Vergleich zu dreidimensional gedruckten Hilfsmitteln benötigen WEAM-Orthesen weniger Druckzeit und sind dank der flexiblen Anpassbarkeit weniger fehleranfällig. Ein weiterer Vorteil drahtintegrierter Orthesen besteht in der einfachen Handhabung des Systems, da im Vergleich zu herkömmlichen Orthesen aus Standardmaterial (Thermoplast, das im Wasserbad oder Ofen erhitzt wird) keine zeitliche Begrenzung im Anpassungsprozess besteht. Das heißt, dass der weiche, formbare Zustand der Orthese im Vergleich zum aktuellen iterativen Prozess bei der Patientenanformung (Erwärmen – Anformen – Erwärmen – Anformen usw.) zeitunabhängig aufrechterhalten werden kann. Ein wiederholtes Erwärmen der Orthese im Wasserbad oder Ofen ist nicht mehr erforderlich, was zu einem insgesamt kürzeren Anformungszeit führt.