Designer-Ware / Bionische Strukturen

Wer im Möbelhaus einen Stuhl kaufen will, hat meist die Qual der Wahl. Dieses »simple« Möbelstück bietet Gestaltungsmöglichkeiten für unzählige Modelle in verschiedenen Farben und Designs. Der Designer Jörg Höltje vom Studio Hausen in Berlin hat zur Realisierung seines Design-Konzepts für einen Stuhl auf moderne Fertigungstechnologien am Fraunhofer IWU zurückgegriffen. Heraus kam der Stahlrohrstuhl »Hydra«.

Der Stuhl orientiert sich an natürlichen Formen. Er ist ähnlich wie ein Knochen konstruiert – an stark belasteten Stellen ist das Stahlrohr voluminöser. Die Beine und die Strecken der Seitenteile weisen organisch anmutende Verdickungen ähnlich Beinwaden oder Muskeln auf.

Diese außergewöhnliche Form und Leichtigkeit wären bei einer Herstellung mit konventioneller Technik nicht möglich gewesen, sodass für die Herstellung der Beine und der Rahmenkonstruktion die innovative Technologie der Innenhochdruck-Umformung (IHU) zum Einsatz kam. Dieses Verfahren wird bisher hauptsächlich in der Automobilindustrie angewendet. Dabei wird ein mit Flüssigkeit oder Gas gefülltes Rohr durch den gesteuerten Aufbau von Innendruck umgeformt. Das Rohr liegt dazu in einem Werkzeug, das ihm die vorher nach CAD-Daten ermittelte Außenkontur vorgibt. Bei dem Vorgang kann das Rohr seinen Durchmesser verändern, ohne dass Risse entstehen. Der Sitz des Stuhls wurde mit einem ähnlichen Verfahren hergestellt: der Innenhochdruck-Blechumformung (IHB). Hierbei wurden ebene Blechplatinen durch den Druck von Wasser im Inneren eines Werkzeugs in die gewünschte Form gebracht.

Der Stuhl, von dem inzwischen einige Prototypen existieren, veranschaulicht sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die ästhetische Innovation der IHU-Technologie. Zudem wurden durch die Zusammenarbeit zwischen Höltje und den Forschern des Fraunhofer IWU die Chancen und Potenziale dieser Technologie für die Möbelindustrie getestet.