ReMed – Mit werkstofflichem Recycling zu einer nachhaltigen Medizintechnik

Herausforderungen und Lösungsansätze für die Verarbeitung von Klinikabfällen

© iStock/Miguel Malo

Krankenhäuser sind mit ca. 4,8 Millionen Tonnen Abfall jährlich der fünftgrößte Abfallproduzent in Deutschland. Die Corona-Pandemie hat das Abfallaufkommen durch notwendig gewordene Schutzmaßnahmen zusätzlich erhöht und eine generelle Problematik im Gesundheitswesen sichtbarer gemacht. Schutzmasken, Testutensilien, aber auch Einweg-Operationskittel und Handschuhe werden zu großen Teilen nach einmaliger Benutzung weggeworfen und anschließend verbrannt. Cirka 60 Prozent aller Medizinprodukte sind als Einwegprodukte zugelassen, Tendenz steigend. Bei den Ab-fällen handelt es sich um potenziell kontaminierte oder sogar infektiöse Produkte, was den herkömmlichen Recyclingprozess erschwert. Gleichzeitig hat die Branche mit Personalmangel und großem Zeitdruck im klinischen Alltag zu kämpfen. Die Verantwortung sollte daher nicht auf die einzelnen Mitarbeitenden in den Krankenhäusern und Arztpraxen abgegeben werden.

Wie können diese Rohstoffe wieder sinnvoll in den Werkstoffkreislauf zurückgeführt werden und wo liegen die Potenziale im Lebenszyklus eines Medizinproduktes? Mit diesem White Paper möchten wir Antworten geben.

Die Rohstoffknappheit und auch der öffentliche Druck machen es unerlässlich, über neue Technologien und Methoden zur Rückführung der Rohstoffe in erneute Produktzyklen nachzudenken. 50 Prozent der Medizinprodukte bestehen aus Kunststoffen, wodurch diese den größten Anteil der Werkstoffe einnehmen. Für herkömmliche Recyclingprozesse existieren bereits Ansätze zur maschinellen Verarbeitung des Abfalls zu Kunststoffrezyklaten, die dann mittels Spritzguss-Verfahren oder additiver Technologien weiterverarbeitet werden können.

In einem internen Projekt zum Thema ‚Nachhaltige Medizintechnik‘ hat das Fraunhofer IWU die Abfallentsorgung in Krankenhäusern betrachtet und bewertet. Dafür wurde zunächst eine Umfrage in sächsischen Krankenhäusern durchgeführt. Weiterhin ist dieses White Paper in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden entstanden. Für die einzelnen Stakeholder konnten Potenziale im Produktlebenszyklus eines Medizinproduktes von der Herstellung bis zur finalen Entsorgung abgeleitet und der Forschungsbedarf beschrieben werden.

Bei den im White Paper beschriebenen Potenzialen handelt es sich um Ideen, die aktuell zum Teil durch geltende Richtlinien und Vorschriften eingeschränkt werden. Die Umsetzbarkeit und Machbarkeit in dafür notwendigen, veränderten Abläufen und der Anlagentechnik muss erst noch in Pilot- oder Forschungsprojekten belegt werden, bevor diese Neuerungen tatsächlich in den Alltag integriert werden können. Dafür bedarf es dann auch einer Anpassung der Vorschriften.

Ziel ist es, dieses Wissen einer breiten Öffentlichkeit aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zugänglich zu machen, um damit auch im Bereich der Medizintechnik Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben.

* Pflichtfelder

Anrede