Mit einer am Fraunhofer IWU entwickelten Prozesskette soll das geregelte Presshärten im Sinne von Industrie 4.0 anhand seriennaher Bauteile Realität werden. Das Herzstück ist eine vernetzte Prozessführung über die gesamte Prozesskette hinweg. Damit sollen nicht nur die Taktzeiten verkürzt werden, auch auf Prozessschwankungen kann innerhalb kürzester Zeit reagiert und damit Ausschuss vermieden werden. Die Erwärmung der Bauteile erfolgt über ein innovatives Erwärmungsprinzip.
Das Fraunhofer IWU hat gemeinsam mit der Anchor Lamina GmbH einen wandelbaren Servopressenversuchsstand entwickelt. Das Besondere daran: Er ist der erste Versuchsstand seiner Art, der die Möglichkeit bietet, unterschiedliche Antriebsmodule und -anordnungen sowie deren Kopplung durch eine mechanische oder elektrische Welle zu erproben. So können zum Beispiel die dafür erforderlichen Regelungs- und Steuerungskonzepte hinsichtlich ihrer Effektivität und Energiebilanz getestet, bewertet und optimiert werden. Die Entwicklung und experimentelle Erprobung innovativer Maschinenkomponenten ist ebenfalls möglich.
Steigende Variantenvielfalt, immer kürzere Produktlaufzeiten und hohe Energiekosten machen ein Umdenken in der Automobilproduktion notwendig. Im Bereich des Karosseriebaus sind insbesondere die langwierigen Anlaufzeiten ein großes Problem. Bei jedem Neuanlauf müssen die Fertigungsanlagen an die neuen Bauteile und Baugruppen angepasst werden – ein sehr kostspieliger, weil zeitaufwendiger Prozess. Am Fraunhofer IWU wurde eine Try-Out-Vorrichtung entwickelt, mit der sich die Anlaufzeiten von Fertigungslinien im Karosseriebau deutlich verkürzen lassen. Das modulare Baukastensystem ermöglicht eine realistische Nachbildung beliebiger Karosseriebauvorrichtungen im Vorserienprozess.
Wie lassen sich die Vorteile einer Parallelkinematik im Großmaschinenbereich umsetzen? Gemeinsam mit Industriepartnern wurde das Konzept überlagerter Antriebsstrukturen in Form einer Scherenkinematik verwirklicht. Sie verbindet die Dynamik einer Parallelstruktur mit dem großen Arbeitsraum einer seriellen Kinematik. In einem Prototyp wurden die technologischen Vorteile dieser Lösung nachgewiesen.
Im Maschinenbau müssen zunehmend immer größere Bauteile wie z. B. Integralbauteile, Umformwerkzeuge oder Komponenten des Anlagenbaus bearbeitet werden. Oft sind an diesen Bauteilen nur lokale Bearbeitungen durchzuführen, die jedoch eine 5-achsige und hochgenaue Ausführung erfordern. Bei konventioneller Herangehensweise muss das Werkstück dazu in Großbearbeitungsmaschinen eingelegt werden. Dies führt zu extremen Missverhältnissen zwischen theoretisch benötigter und vorhandener Maschinengröße und damit zu einer ineffizienten Ressourcennutzung. Zweckmäßiger ist es, große Werkstücke mit kleinen mobilen Maschinen zu bearbeiten.
Produktionssteigerung, Bauteilqualität und Reproduzierbarkeit bei gleichzeitiger Energie- und Ressourcenschonung und damit Wirtschaftlichkeit stehen mehr denn je im Fokus von Entwicklungen im Maschinenbau. Konventionelle Werkstoffe und Bauweisen stoßen hier an ihre Grenzen. Leichtbaukonstruktionen, z. B. bei dynamisch bewegten Baugruppen, sind ein Lösungsansatz. In Zusammenarbeit mit einem Industriepartner wurde ein Querbalken in Kohlenstofffaser-Verbund-Bauweise entwickelt, der im Vergleich zur Stahlkonstruktion nur halb so schwer ist und eine Produktivitätssteigerung um 70 Prozent bewirkt.
Die wirtschaftliche Fertigung von Faser-Kunststoff-Verbunden (FKV) in Form von profilartigen Strukturen sowie die Umsetzung ultraleichter und gleichzeitig hochsteifer Konstruktionen in Profilbauweise ist mit der am Fraunhofer IWU verhandenen Anlagentechnik möglich. Mithilfe einer hochmodernen Pultrusionsanlage sind sowohl gerade als auch konstant gekrümmte Profile herstellbar. Dabei können Strukturen aus unterschiedlichen Verstärkungs- und Matrixmaterialien von einfachen Vollprofilen bis hin zu komplexen Mehrkammerprofilen gefertigt werden.
Die erste anwendungsreife Bohrungsdrückmaschine der Welt wurde von Wissenschaftlern des Fraunhofer IWU und der TU Chemnitz gemeinsam konzpiert und konstruiert und von einem Industriepartner gebaut. Das Bohrungsdrücken oder auch Hohlformen ist ein Massivumformverfahren zur Herstellung rotationssysmmetrischer Hohlteile. Die Bohrungsdrückmaschine ermöglicht die Optimierung des Hohlformens in einem breiten Parameterfeld.