Als Chance für die Stadt, für Sachsen und für den Einstieg in eine Karriere in Wissenschaft und Wirtschaft bezeichneten die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig und Vertreter aus Industrie und Forschung den Bundeswettbewerb Jugend forscht. Anlass war die heutige offizielle Überreichung der Jugend-forscht-Plakette durch Dr. Nico Kock, Mitglied des Vorstands der Stiftung Jugend forscht e. V., die das Fraunhofer IWU als Bundespateninstitution des diesjährigen Bundeswettbewerbs ausweist. Entgegengenommen wurde sie durch Prof. Welf-Guntram Drossel, den geschäftsführenden Institutsleiter des Fraunhofer IWU. Die Siemens AG als Premiumpartner des Bundesfinales 2019 wurde durch Dr. Frank Büchner, den Leiter der Wirtschaftsregion Ost von Siemens Deutschland, vertreten.
Offene und herzliche Gastgeber
Barbara Ludwig, Oberbürgermeisterin von Chemnitz, blickt voraus und rückt die Gastfreundschaft der Stadt in den Mittelpunkt: »Die Chemnitzer haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie offene und herzliche Gastgeber sind, egal ob im Sport, bei Kunst und Kultur oder in der Wissenschaft. Mit dem Bundeswettbewerb Jugend forscht wollen wir das erneut unter Beweis stellen und zeigen, welches Potential in unserer Stadt steckt.«
Forschungsstandort Chemnitz hervorragend aufgestellt
Prof. Welf-Guntram Drossel rückt die Bedeutung für den Forschungsstandort in den Mittelpunkt: »Den diesjährigen Bundeswettbewerb Jugend forscht in Chemnitz auszurichten, ist eine Auszeichnung und macht uns stolz. Die Forschung in Sachsen ist auf Spitzenniveau und das soll auch so bleiben. Dafür brauchen wir in unseren Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Wirtschaftsunternehmen die klügsten Köpfe. Aufbauend auf der Tradition als Wiege des Automobilbaus und Vorreiter im Maschinen- und Anlagenbau ist Sachsen heute eine der innovativsten Regionen Europas. Mit dem Wettbewerb haben wir die Chance, den wissenschaftlichen Nachwuchs für einen Karriereweg hier bei uns zu begeistern.«
Starkes Zeichen für den Wirtschaftsstandort
Dr. Frank Büchner betrachtet die Wahl von Chemnitz zum Austragungsort des Wettbewerbs als Würdigung der Innovationskraft der Region: »Als langjährige Paten des sächsischen Landeswettbewerbs Jugend forscht freuen wir uns, dass das Bundesfinale 2019 in Chemnitz stattfinden wird. Das ist ein starkes Zeichen für den Innovationsstandort Chemnitz, den Siemens nicht zuletzt mit Forschung und Entwicklung maßgeblich prägt.«
Wichtiger Beitrag für die zukunftsfähige Gestaltung unserer Gesellschaft
Dr. Nico Kock, Mitglied des Vorstandes der Stiftung Jugend forscht e.V., sieht in der Unterstützung des Bundeswettbewerbes durch Land, Stadt und Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft einen gesellschaftlich wichtigen Beitrag: »Wir freuen uns sehr, dass sich das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU als Gastgeber und Bundespate des 54. Bundesfinales von Jugend forscht in Chemnitz engagiert. Darüber hinaus gilt unser Dank auch der Siemens AG als Premium-Partner, dem Freistaat Sachsen und der Stadt Chemnitz für die hervorragende Unterstützung der Veranstaltung. Alle Partner des Bundeswettbewerbs 2019 senden mit ihrem gemeinsamen Beitrag ein kraftvolles Signal, dass es wichtig ist, nicht zuletzt durch die Förderung junger MINT-Talente Verantwortung für die zukunftsfähige Gestaltung unserer Gesellschaft zu übernehmen.«
Karrieresprungbrett Jugend forscht
Wie hervorragend der Weg über den Wettbewerb Jugend forscht in die Wissenschaft und Wirtschaft funktioniert, zeigen die zwei ehemaligen Wettbewerbsteilnehmer Sven Tauchmann und Hannes Korn.
Sven Tauchmann ist Entwickler im Bereich Robotik bei Siemens in Chemnitz. Dort hat er sich mit seinem interdisziplinären Team auf die Steuerung und Bewegungsgenauigkeit von Industrierobotern spezialisiert. »Mein Job ist es, die Robotergenauigkeit zu erhöhen«, sagt der 35-Jährige. Der Schlüssel dazu? Tauchmann und sein Team bringen ihnen Fertigkeiten bei, die sie bisher nicht hatten. Dazu gehört zum Beispiel das Beschnitt-Fräsen von Flugzeug-Landeklappen – ein Nachbearbeitungsschritt, den Roboter bis vor kurzem nicht beherrschten, weil sie konstruktionsbedingt zu leicht von der Fräsbahn abweichen. »Wir haben eine Software-Lösung entwickelt, die die Abweichung ausgleicht«, erklärt der Ingenieur, der Siemens schon als 18-jähriger eng verbunden war. Damals, 2002, hatte er in Kooperation mit dem Unternehmen und gemeinsam mit einem Freund eine Art Fernbedienung für Schaltschränke entwickelt. Mit ihrer Hilfe ließen sich Fehler aus den elektronischen Komponenten auslesen. Eingereicht wurde die Arbeit beim Bundeswettbewerb Jugend forscht, sie gewann zwei Sonderpreise. »Der Wettbewerb war für mich wegweisend«, sagt Sven Tauchmann. »Er hat mir ein Gefühl dafür gegeben, wo es mit mir hingehen soll. Für mich war danach klar: Ich studiere Maschinenbau.« Während seines Studiums in Chemnitz erhielt er ein Stipendium von Siemens, heute hat er dort eine Führungsposition.
Hannes Korn, heute wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IWU, ging zwischen 2004 und 2008 beim Landeswettbewerb seiner Heimatstadt Bremen mit insgesamt sechs Projekten an den Start und gewann fünf Preise in den Fachgebieten Technik und Mathematik/Informatik. Seine 2007 eingereichte Arbeit »Die Produktionsstraße geht auf die Überholspur – schneller durch Wegoptimierung« hat dabei Parallelen mit einem Forschungsprojekt zu Industrierobotern, das kürzlich am Fraunhofer IWU abgeschlossen wurde. Heute ist Hannes Korn Spezialist für metallischen 3D-Druck. Er beschäftigt sich dabei unter anderem damit, wie sich mit dieser Technologie Knochenimplantate herstellen lassen, die ein wesentlich besseres Zelleinwachsverhalten aufweisen als herkömmliche. Dabei betont er die ressourcenschonende Herstellung. »Mich für Ressourcenschonung einzusetzen und an neuen Technologien zu forschen, die Ressourceneffizienz zum Ziel haben, ist mir auch ganz persönlich ein Bedürfnis.« Und auch der Kreis zum Wettbewerb Jugend forscht schließt sich: »Heute bin ich in meiner Heimatstadt Bremen Juror bei Schüler experimentieren, der Juniorensparte des Wettbewerbs Jugend forscht für Schüler bis 14 Jahre«, sagt der 30-Jährige Fraunhofer-Forscher nicht ohne Stolz.
Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb
Jugend forscht ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb. Bundesweit führt die Stiftung Jugend forscht e.V. pro Jahr mehr als 110 Wettbewerbe durch, um junge Menschen führt Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) zu interessieren, Talente frühzeitig zu entdecken und sie gezielt zu fördern. Der Wettbewerb Jugend forscht ist eine gemeinsame Initiative von Bundesregierung, dem Magazin Stern, Wirtschaft, Wissenschaft und Schulen. Den Bundeswettbewerb richtet die Stiftung Jugend forscht e. V. mit einem jährlich wechselnden Bundespaten an dessen Standort aus.
Bei Jugend forscht können Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler bis 21 Jahre ein eigenes Forschungsprojekt zu einem frei gewählten Thema aus dem Bereich der MINT-Fächer erarbeiten. Zunächst treten sie damit bei Regionalwettbewerben an. Sind sie auch auf den anschließenden Landeswettbewerben siegreich, qualifizieren sie sich für das Bundesfinale. Die Preisträger erhalten Geld- und Sachpreise. In den meisten Bundesländern können Erfolge bei Jugend forscht zudem als besondere Lernleistung ins Abiturzeugnis eingebracht werden.
Der Ablauf des 54. Bundeswettbewerbs in Chemnitz
Donnerstag, 16. Mai
- Anreise der ca. 200 Jungforscherinnen und Jungforscher sowie der 30 Juroren
- Aufbau der Ausstellungsstände in der Messehalle 2
- Begrüßungsabend für Jungforscherinnen und Jungforscher
- Begrüßungsabend für Juroren
Freitag, 17. Mai
- Begutachtung der Projekte durch die Jury
- Abendveranstaltungen für Jungforscherinnen und Jungforscher sowie Juroren
Samstag, 18. Mai
- Begutachtung der Projekte durch die Jury
- Öffnung der Ausstellung für die Öffentlichkeit (am Nachmittag)
- Sonderpreisverleihung im »Kraftverkehr Chemnitz« (für geladene Gäste)
Sonntag, 19. Mai
- Siegerehrung im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und anschließend Empfang mit ca. 1100 geladenen Gästen in der Messehalle 1
- Abreise